Systematic Zoology
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"Computergestützte 3D-Rekonstruktion von Kaiparapelta spec. (Vetigastropoda)"

titelblattgrafDie Anatomie und Histologie der in der Tiefsee lebenden, noch unbeschriebenen Napfschneckenart Kaiparapelta spec. (bisher Pseudococculinidae) wurde mithilfe histologischer Schnittserien und computergestützter 3D-Rekonstruktion untersucht. Vorher waren nur Teilaspekte der Hartteile und der äußeren Anatomie von Kaiparapelta askewi (Warén & Gofas 1996) bekannt. Die neuen Erkenntnisse führen auch zu einer Neubewertung der systematischen Stellung.

Das Tier ähnelt bis auf den auffallend großen Kopf mit weit nach hinten reichenden Retraktoren in seiner äußeren Anatomie und seinem Schalenmuster sehr den Pseudococculinidae, die Untersuchungen der inneren Organe legten jedoch eine in vielen Punkten abweichende Struktur offen. Während der Weichkörper und die Mantelhöhle in den wesentlichen Merkmalen annähernd anderen Pseudococculinidae gleichen, weist der Buccalapparat eine ganz aberrante Anatomie auf. Die Radula ist nicht wie üblich rhipidoglossat, sondern ctenoglossat; es sind keine Kiefer vorhanden, die großen Radulaknorpel sind stark asymmetrisch und von sehr mächtigen Muskelpolstern umgeben. Der posteriore Verdauungstrakt fällt durch die sehr voluminöse und in viele kleine und zwei große Loben geteilte Mitteldarmdrüse auf. Der Darm ist sehr kurz, kaum gewunden und durchdringt den Herzventrikel nicht. Das Exkretions- und Kreislaufsystem zeichnet sich durch eine getrennte Öffnung von Gonodukt und rechter Niere aus. Eine Unterscheidung zwischen epi- vs. hypoathroidem Nervensystem ist bei Kaiparapelta spec. hinfällig, da der Schlundring extrem konzentriert ist, so wie es innerhalb der Lepetelloidea nur noch bei Osteopeltiden bekannt ist. Zu den Sinnesorganen können neben denen für die Familie der Pseudococculinidae typischen Papillen, Bursicles und Statocysten, ein Subradularorgan und ein Osphradium gezählt werden.

Aufgrund der in vielen Bereichen abweichenden Anatomie von Kaiparapelta spec. ist eine zukünftige phylogenetische Neustellung des Tieres zu erwarten. Wahrscheinlich ist ein Platz als eigene Familie innerhalb der Lepetelloidea, zwischen den Pseudococculinidae und Osteopeltidae.